Vor kurzem hatte ich zusammen mit Fabian die Möglichkeit, das neue Großkino „Luxor Filmpalast“ in Heidelberg zu besuchen und dort auch einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Natürlich hat uns bei diesem Besuch das Thema „Barrierefreiheit“ ganz besonders interessiert.

Herr Yasin Schroeder hatte sich extra für uns Zeit genommen und uns durch das Kino geführt, sogar in den beeindruckenden „technischen Bereich“ wo die Projektoren stehen durften wir (ja, selbst hier konnte ich problemlos mit dem Rollstuhl hinein) und uns wurden alle Fragen die wir hatten beantwortet.

Unserer Meinung nach ist das Thema „Barrierefreiheit“ in diesem neuen Kino sehr gut umgesetzt, es wurde wirklich an vieles gedacht. Es gibt insgesamt 15 Kinosäle + ein Open-Air Kino. Derzeit sind aber „nur“ die Kinosäle im Erdgeschoss eröffnet, das sind aber auch schon 6 Kinosäle, die Säle im Obergeschoss und das Open-Air Kino werden derzeit noch fertig gebaut.

Alle Kinosäle sind so gestaltet dass man diese als Besucher mit Gehbehinderung problemlos erreichen kann. Dies beginnt bereits beim großzügigen Angebot an Rollstuhlparkplätzen im Kinoeigenen Parkhaus unterhalb des Gebäudes. Hier passen Fahrzeuge mit einer Durchfahrtshöhe von bis zu 2 Metern (also VW-Bus und ähnliche Fahrzeuge) problemlos rein und auch die Parkplätze selbst sind wirklich groß und das Parkhaus ist schön hell und auch insgesamt nicht eng. Vom Parkhaus führt ein Aufzug direkt ins Foyer des Kinos, so dass man auch bei schlechtem Wetter mit trockenen Reifen ins Kino gelangt. Der Aufzug ist zwar nicht riesig, aber ich passe da mit meinem E-Rolli und zwei Begleitpersonen rein.

In den Kinosälen im EG besteht für das Kinopersonal die Möglichkeit, einen Teil der Sitze in der 1. Reihe mit ganz wenigen Handgriffen auszubauen und dann kann man sich da anstelle des Sitzes mit seinem Rolli hinstellen.

Ich weiß, viele werden jetzt sagen: „man bekommt doch in der 1. Reihe Genickstarre…“, ja, je nach Größe der Leinwand (die ist in den Sälen nämlich unterschiedlich) muss man schon mal etwas „hin- und herschauen“ um alles sehen zu können, aber insgesamt finde ich das absolut akzeptabel. Man hat darauf geachtet einen recht großen Abstand zwischen Leinwand und 1.Reihe zu haben, so ca. 6-7 Meter dürften das wohl sein. Das ist echt super gemacht.
Im Obergeschoss wird es dann sogar die Möglichkeit als Rollstuhlfahrer in den hinteren Reihen im Loungebereich Platz nehmen zu können, wohlgemerkt mit dem Rollstuhl !!!. Endlich einmal mit dem Rolli im Kino mittendrin statt nur dabei – also ich bin schon sehr gespannt wie das sein wird.

Aber es wurde in diesem Kino nicht nur an Besucher mit Gehbehinderungen bzw. Rollstuhlfahrer gedacht, auch für Hörgeschädigte wird es hier in Zukunft eine super Möglichkeit des Kinoerlebnisses geben. Denn in jedem Kinosaal im Erdgeschoss sind in den Boden Induktionsschleifen eingelassen, die sich mit modernen Hörgeräten werden verbinden lassen. So bekommt auch der Hörgeschädigte die Möglichkeit auf ein für seine Bedürfnisse zugeschnittenes Kinofeeling – also ich finde das Klasse.

Einzig für Menschen mit einer Sehbehinderung wird es leider keine zusätzlichen Angebote geben, da sagte man uns seitens des Kinos dass dies aufgrund des doch überwiegend visuellen Erlebnisses in einem Kino auch nahezu nicht möglich sei.

Jetzt noch ein paar Infos zum Thema ,,Barrierefreiheit innerhalb des Kinos“:

• Rollstuhlfahrer bekommen eine Ermäßigung beim Eintrittspreis, auch die Begleitperson bekommt den gleich ermäßigten Preis wie der Rollstuhlfahrer (aber natürlich muss dafür dann auch im Schwerbehindertenausweis das Merkzeichen „B“ vorhanden sein).
• Es gibt einen separaten Eingang für Rollstuhlfahrer mit einer elektrischen Tür.
• Es gibt genügend und auch wirklich große Behindertenparkplätze in der Tiefgarage (diese sind aber kostenpflichtig).
• Es gibt Rollstuhl-WC’s, die geräumig sind. Man hat genug Platz und sie sind super ausgestattet für einen Rollstuhlfahrer.

Zum Schluss der Führung haben wir dann noch einige Dinge angeregt und Herr Schroeder hat uns versprochen diese an die Geschäftsführung weiter zu geben um deren Umsetzung zu prüfen. So sollte die Kennzeichnung für den Rollieingang deutlicher gemacht werden, den übersieht man sonst nämlich eventuell. Auch haben wir angeregt, die Parkgebühren für Inhaber des „blauen Parkausweises“ zu reduzieren bzw. ganz auf diese zu verzichten. Im Kino selbst könnte die Signalisierung zu den behindertengerechten WC’s und zum Rolliausgang noch etwas verbessert werden. Auch die Online-Buchung für Rolliplätze ist ein Punkt, den wir angesprochen haben, auch hier wird man schauen welche praktikable Lösung es dafür geben kann – bislang sagt man an der Kinokasse Bescheid und kann sich dann am Monitor den Platz aussuchen den man gerne haben möchte. Die variablen Plätze in der 1.Reihe im Erdgeschoss bleiben bis wenige Minuten vor Beginn der Vorführung auch für Rollstuhlfahrer reserviert. Insgesamt sieht man also, dass man sich hier wirklich Gedanken um das Thema Barrierefreiheit gemacht hat und hat dies unserer Meinung nach auch wirklich gut umgesetzt.

Also ich kann das Luxor Kino in Heidelberg aus Sicht eines Rollifahrers wirklich empfehlen und bin beeindruckt wieviel man hier für Besucher mit Handicaps gemacht hat bzw. in Zukunft noch machen wird. Schaut doch einfach dort selbst mal vorbei und macht Euch Euer eigenes Bild – also ich bin sehr auf Eure Meinung dazu gespannt. Und für Alle die nicht aus Heidelberg und Umgebung sind: schaut doch mal in „Eurem Kino“ wie das mit dem Thema Barrierefreiheit aussieht und meldet Euch doch mal dazu, ich würde mich sehr freuen. Und vielleicht können wir dann ja gemeinsam bei den Betreibern dieser Kinos Verbesserungen anregen anhand des Beispiels hier aus Heidelberg.

Ganz liebe Grüße aus Heidelberg,

 

Eure Bandenchefin Sina

 

Adresse des Kinos:
LUXOR-FILMPALAST HEIDELBERG
Eppelheimer Strasse 6
69115 Heidelberg
Info-Hotline: (0 62 21) 4 35 27 44
https://heidelberg.luxor-kino.de/